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Tipps für nahestehende Personen

Viele, auch ältere Menschen, können von einer Suchterkrankung betroffen sein. Oft schämen sie sich oder fühlen sich schuldig. Das Thema „Sucht im Alter“ ist bei uns nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu. Oder das Problem wird verharmlost nach dem Motto „jetzt ist es auch egal“.

In der Tat ist es nicht einfach, ein Alkohol- oder Medikamentenproblem bei einer nahestehenden Person zu erkennen. Eine große Anzahl leerer Flaschen, eine Fahne, Torkeln und Lallen sind offensichtlich. Medikamente können dagegen schnell und unauffällig eingenommen werden und verursachen keine „Fahne“, weshalb eine Medikamentenabhängigkeit auch als „stille Sucht“ bezeichnet wird. Aber auch Alkohol wird oft heimlich getrunken.

Andere Anzeichen sind dagegen unspezifisch, d. h. sie können, müssen aber nicht alkohol- oder medikamentenbedingt sein. Bei älteren Personen können typische Symptome für ein Alkohol- oder Medikamentenproblem für klassische Anzeichen des Alters gehalten werden. Zunehmende Vergesslichkeit wird z. B. mit einer Altersdemenz in Verbindung gebracht. Dabei kann ein (langjähriger) erhöhter Alkoholkonsum Auslöser des demenziellen Verhaltens sein. Verhaltensauffälligkeiten infolge von Überdosierungen können ebenfalls als Alterserscheinungen fehlgedeutet werden.

Für viele von Medikamentenabhängigkeit Betroffene ist es kaum vorstellbar, dass ihr Verhalten etwas mit Abhängigkeit oder gar Sucht zu tun haben könnte. Sie nehmen schließlich ein ärztlich verordnetes Medikament ein.

Haben Sie keine Hemmungen, Ihre Sorgen anzusprechen

Häufig haben Sie als nahestehende Person bei Verdacht auf eine Abhängigkeitserkrankung Hemmungen zu reagieren. Insbesondere bei der Vermutung auf ein Alkoholproblem befürchten Sie, der betreffenden Person zu nahe zu treten. Oder Sie wollen ihr/ihm nicht auch noch dieses vermeintlich letzte „kleine Vergnügen“ nehmen.

Befürchtungen, dass es zu Auseinandersetzungen kommt, sind nicht von der Hand zu weisen.

Für die Würde und das Wohlbefinden eines Menschen ist es aber von Bedeutung, dass Sie als angehörige Person, Freundin oder Freund auf ein mögliches Alkohol- oder Medikamentenproblem reagieren und handeln. Vielfach sind ältere Betroffene regelrecht dankbar, wenn sie auf ein (vermutetes) Substanzproblem angesprochen werden und ihnen nun Hilfe, Unterstützung und Begleitung angeboten wird.

Falsch ist dagegen, ein solches Problem unter dem Vorwand des Alters einfach zu ignorieren. Schließlich bedeutet in jedem Lebensalter und jeder Lebensphase das Überwinden einer Abhängigkeitserkrankung einen großen Gewinn an Lebensqualität. Bei der betroffenen Person nehmen die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit meist innerhalb kurzer Zeit deutlich zu.

13.06.2019

Stark bleiben – Das Gespräch suchen

Sprechen Sie mit der betroffenen Person darüber, was Sie beobachten und was Ihnen Sorgen macht. Dabei sollten Sie darauf achten, nicht zu verurteilen oder zu moralisieren. Um sich auf ein solches Gespräch vorzubereiten, schauen Sie doch mal in unser Gesprächstool. Sie können Betroffene ermutigen, mit einer Beratungsstelle Kontakt aufzunehmen oder mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen. Sie können auch anbieten, sie bei diesem Schritt zu begleiten.

Für sich selbst Hilfe holen

Unter der Suchterkrankung einer Person leiden Nahestehende oft stark mit. (Sucht- )Beratungsstellen unterstützen nicht nur selbst Betroffene, sondern auch Menschen aus deren Umfeld. Partnerinnen oder Partner, Kinder oder andere Nahestehende können jederzeit eine Beratung in Anspruch nehmen.

Sie finden in den örtlichen Fachstellen für Suchtvorbeugung und in den Sucht- und Drogenberatungsstellen kompetente Fachleute, die Ihnen gerne weiterhelfen.

Die beste Zeit, um stark zu bleiben, ist jetzt.