MoKuSen-Fortbildung
"MoKuSen – Motivierende Kurzintervention mit Seniorinnen und Senioren" ist eine Fortbildung in Gesprächsführung für ehrenamtliche und professionelle Mitarbeiter:innen in der Altenhilfe und Seniorenarbeit. Sie wird NRW-weit angeboten und bedient sich den zentralen Themen "Motivation" und "Veränderungsprozess".
Ausgangspunkt
Der Konsum von Alkohol und Medikamenten gehört bei einem großen Teil älterer Menschen zum Alltag. Riskant konsumierende Senior:innen benötigen angemessene Rückmeldung und Unterstützung, um eine mögliche Entwicklung in Richtung Schädigung und Abhängigkeit zu vermeiden. Denn solange keine schwerwiegenden Folgeprobleme auftreten oder es im Umfeld tabuisiert wird, definieren sich die betroffenen Senior:innen in der Regel nicht als suchtgefährdet - obwohl sie möglicherweise einen riskanten Alkoholkonsum oder eine missbräuchliche Medikamenteneinnahme aufweisen. Freiwillig nutzen sie kaum die bestehenden institutionellen Beratungsangebote.
Das Konzept der Motivierenden Kurzintervention mit Senior:innen bietet Handwerkszeug für eine der Lebenswelt angemessene Gesprächsführung und zwar dort, wo der ältere Mensch sich ohnehin aufhält, mitten im Alltag - durch seine Bezugspersonen. So kann MoKuSen eine Alternative zu bestehenden Beratungsangeboten oder diesen vorgeschaltet sein. MoKuSen ist sozusagen das Angebot vor dem Angebot (Lotsenfunktion der Bezugspersonen).
Das Beratungskonzept ist besonders gut geeignet für ältere Menschen, die (noch) keine manifesten Abhängigkeitssymptome, jedoch bereits riskante Gebrauchsmuster zeigen. Eine schwach ausgeprägte Änderungsbereitschaft wird bei MoKuSen nicht als Hinderungsgrund gesehen, sondern als Ausgangspunkt eines Gespräches genutzt. Der Konsum wird reflektiert, mögliche erste Änderungsschritte geplant und die in der Person "schlummernden" Selbsthilfepotenziale aktiviert.
Zielgruppen
Die Fortbildung richtet sich an Personen aus verschiedenen Praxisfeldern, die in der Altenhilfe oder Seniorenarbeit tätig sind und in ihrem Arbeitsalltag mit älteren Menschen in persönlichem Kontakt stehen - sowohl ehrenamtlich als auch professionell. MoKuSen bietet besonders den Personen einen großen Mehrwert, die den Zugang zu den älteren Menschen haben, die ein ungesund-ungünstiges Verhalten leben.
Angesprochen sind z.B. Mitarbeiter:innen aus folgenden Handlungsfeldern:
Beratung/Unterstützung/Vermittlung
- Seniorenbüros
- Senioren- und Familienbildungsstätten
- Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz NRW
- Beratungsstellen für ältere Menschen
- Gesundheitsämter
- Stiftungen oder Vereine
Partizipation
- Bürgerlots:innen
- Quartiersarbeit
Gesundheit/Pflege
- ambulante bzw. stationäre Einrichtungen
- Begleit- und Besuchsdienste
- Wohlfahrtsverbände
Freizeit/Kultur/Bildung
- Kirchengemeinden
- Sportbund und Sportvereine
- Volkshochschulen
Ziele
Ziel der Fortbildung ist es, Senior:innen mit einem problematischen Verhalten etwa in Bezug auf ihre eigene Gesundheit frühzeitig in ihrem Lebensalltag zu erreichen und dadurch die individuelle Bereitschaft zur Veränderung zu fördern. Dazu zählt z.B. riskantes Verhalten in Hinblick auf Suchtmittelkonsum, Einsamkeit, Ernährung oder Bewegung.
Die Fortbildung dient der Prävention und befähigt die teilnehmenden Personen zu einer empathischen und wertschätzenden Gesprächsführung mit Senior:innen auf Augenhöhe. Die Teilnehmenden erlernen und trainieren praxisorientiert Haltung und Fertigkeiten für motivierende Gespräche, um die Kommunikation über problematische Verhaltensweisen im Gespräch zu verbessern.
Inhalt
MoKuSen basiert auf dem Konzept MOVE und den Prinzipien der "Motivierenden Gesprächsführung" (Miller & Rollnick).
Dabei handelt es sich um ein Beratungskonzept, das den autonomen älteren Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die Reflexion des eigenen Verhaltens soll angeregt, die Eigenverantwortung aktiviert werden. Übertragen auf Senior:innen bedeutet dies, dabei zu unterstützen, den aktuellen Konsum einer bewussten Bestandsaufnahme zu unterziehen, Lebensziele mit einzubeziehen und vor diesem Hintergrund den aktuellen Stand zu bewerten. Bei entstehendem Veränderungswunsch begleitet die Kontaktperson den älteren Menschen, kleine, konkrete, kontinuierliche Ziele zu formulieren und umzusetzen.
Kurz und gut
Das Konzept von MoKuSen stützt sich auf internationale Erfahrungen mit Kurzinterventionen:
Kurze Beratungsgespräche sind nicht nur besser als gar keine, ihr Effekt ist denen von langfristigen Interventionen durchaus vergleichbar und manchmal sogar vorzuziehen. Attraktiv für die Beratung von konsumierenden Senior:innen sind sie vor allem dadurch, dass sie in unterschiedlichen Situationen – auch „zwischen Tür und Angel“ – stattfinden können.
Veränderung ist ein Prozess
MoKuSen versteht sowohl das Konsumverhalten als auch dessen Veränderung als einen dynamischen Prozess, der in verschiedene Stadien eingeteilt werden kann (Stadien der Verhaltensänderung). MoKuSen beobachtet diesen Prozess und stimmt die jeweiligen Interventionen darauf ab.
Motivation stärken
Ein zentrales Stichwort ist Motivation. Den theoretischen Hintergrund bilden die Prinzipien der Motivierenden Gesprächsführung nach Miller und Rollnick. MoKuSen stellt folgende Frage:
- Wie motiviert ist die ältere Person, sich mit dem eigenen Konsumverhalten und dessen Risiken auseinanderzusetzen und zu verändern?
Eigene Haltung
Eine empathische, respektvolle und sachliche Gesprächshaltung ist wesentliche Voraussetzung gelingender Gespräche. MoKuSen gibt kurze Denkanstöße und geht offen mit Ambivalenzen um.
Die Fortbildung bereitet die Teilnehmer:innen Schritt für Schritt auf die motivierende Gesprächsführung in herausfordernden Gesprächen mit Senior:innen vor. Die Interventionen und Fertigkeiten werden vorgestellt und durch Übungen und Simulationen eingeübt. Theoretische Grundlagen und Hintergrundwissen zum thematischen Schwerpunkt (Zahlen/Daten/Fakten Sucht im Alter, etc.) werden in Form von kurzen Theorie-Inputs und durch Begleitmaterialien vermittelt.
Umfang und Kosten
Die Dauer der Fortbildung beläuft sich auf insgesamt 16 Stunden. Diese können nach Wunsch entweder auf zwei ganze oder vier halbe Tage aufgeteilt werden.
Bei Bedarf kann zusätzlich ca. 3-4 Monate nach der Fortbildung ein Übungs- und Reflexionstag stattfinden.
Die Gruppengröße sollte aus mind. 12 und max. 15 Teilnehmenden bestehen. Ein überregionaler Zusammenschluss von interessierten Personen für die Fortbildung ist möglich.
Für Ehrenamtliche ist MoKuSen kostenfrei, Hauptamtliche bezahlen 120,00 Euro pro Person.
Fortbildungsleitungen
Aktueller Stand von MoKuSen Trainer:innen
Momentan gibt es 21 MoKuSen-Trainer:innen aus den Reihen der Fachkräfte für Suchtprävention in NRW. Jährlich werden weitere MoKuSen-Trainer:innen ausgebildet. Sie können im Anschluss in allen Kommunen und Kreisen NRWs MoKuSen-Schulungen anbieten.
Angebote sind untenstehend aufgeführt oder über die Kampagnenleitung zu erfragen.
Bei Interesse organisieren wir MoKuSen gerne in Ihrer Region und für eine interessierte Kleingruppe. Sprechen Sie uns an!